TEO - Tage Ethischer Orientierung
In der Woche vor den Herbstferien verwandelte sich die Alte Eisengießerei in Stralsund in einen besonderen Lernort: Vier Tage lang – von Dienstag bis Freitag – fand dort die Veranstaltung „Menschenwürde als Brücke zwischen uns“ statt. Daran nahmen Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8 und 9 aus vier Stralsunder Schulen teil, u.a. die 8f unserer Schule.
Begleitet wurden sie von engagierten Lehrkräften, Mitstreitern der Schulsozialarbeit sowie Mitarbeitenden von Stadtteil- und kirchlicher Jugendarbeit. Gemeinsam gestalteten sie die Tage Ethischer Orientierung, seit 1999 ein Modellprojekt für ethisches Lernen außerhalb des Schulalltags – ganz ohne Stundenklingel, Notendruck und Klassenzimmer, in frei gebildeten Arbeitsgruppen abseits des Klassenverbandes.
Ziel der Woche war es, sich auf vielfältige Weise dem Thema Menschenwürde zu nähern und zu erfahren, was sie im Alltag bedeutet. In verschiedenen Workshops im städtischen Nahbereich setzten sich die Jugendlichen mit Fragen auseinander wie: Was heißt es, mit anderen respektvoll umzugehen? Wie fühlt sich Würde an – und wann geht sie verloren?
Die Annäherung erfolgte praxisnah und kreativ:
- In einem theaterpädagogischen Workshop schlüpften die Teilnehmenden in unterschiedliche Rollen, um Empathie und Perspektivwechsel zu erleben.
- In erlebnispädagogischen Angeboten ging es um Vertrauen, Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung.
- Bei handwerklichen Tätigkeiten erfuhren die Jugendlichen, wie Würde auch in der Achtung vor der Arbeit und dem Material Ausdruck findet.
Besonders eindrucksvoll waren Begegnungen mit Menschen, die in ihrem Beruf täglich mit Fragen der Würde zu tun haben – etwa im Krankenhaus, in der Altenpflege oder beim Bestatter. Ihre Erfahrungen zeigten, dass Würde oft in den kleinen Gesten steckt: im Zuhören, im achtsamen Umgang, in der Zeit, die man füreinander hat.
Am Ende der Woche blickten viele Schüler:innen nachdenklich, aber auch bereichert zurück. „Ich habe gelernt, dass Menschenwürde etwas ist, das man jeden Tag leben kann“, meinte eine Teilnehmerin. Ein anderer fügte hinzu: „Man merkt erst, wie wichtig das ist, wenn man genauer hinschaut.“
Die Tage ethischer Orientierung zeigten eindrucksvoll, dass Lernen auch jenseits des Schulgebäudes stattfinden kann – mitten im Leben, mit Kopf, Herz und Hand. Und vielleicht ist das die wichtigste Erkenntnis dieser Woche: Menschenwürde ist keine Theorie, sondern eine Haltung – und sie kann uns alle verbinden.
Peter Dargatz
TEO Koordinator